Herbst. Die Jahreszeit mit dem schönen Wind. Die Jahreszeit in der Saison, nicht die, die wir „außer der Saison“ nennen. Die Jahreszeiten hängen doch nicht vom Fremdenverkehr ab. Im Gegenteil, es wäre schön, die Fremdenverkehrssaison abzuschaffen, denn im Prinzip ist die Saison der Schönheit immer. Der Herbst ist schön. Dieser Herbst ist eigenartig. Der Giro d‘Italia ist im Gange und auf der Welt geht der unsichtbare Bazillus um. Doch sollten wir ihm keine übermäßige Bedeutung beimessen, ihn nicht überbewerten. Natürlich gibt es viele persönliche Dramen, von Menschen, die litten und leiden. Doch schlimmer als der Virus ist das Geschwätz, wie unser Papst meint. Was uns passiert ist, ist keine göttliche Strafe, nichts Böses und nichts Gutes, es ist einfach so und wenn, dann nur, weil es nicht anders sein kann. Andererseits wäre Schönheit ohne jeden Mangel übertrieben: „Sie ist uns versagt/die Idiotie der Vollkommenheit“, um es mit den Worten der außergewöhnlichen Szymborska zu sagen. Bereits Aristoteles meinte, dass uns das Jammern und Schaudern der Tragödie reinigt.
Uns bietet sich nun eine große Gelegenheit: Wir können uns ändern. Zum Besseren. Der Herbst mit seiner farblichen Verwandlung ist hierfür die richtige Jahreszeit. Indem wir in ein natürliches Kino geschleudert wurden, wo wir mit uns, unserer Natur in Verbindung treten, können wir uns die Zeit nehmen, um uns den Dingen zu widmen, die wirklich wichtig sind. Der Herbst ist die perfekte Jahreszeit, um wieder Boden unter den Füßen zu gewinnen, wieder zum Gleichgewicht zu finden. Die Jahreszeit außer der Saison, wird zur Jahreszeit in der Saison. Im Augenblick. In uns selbst. Vielleicht während wir davon träumen, zwischen diesen wundervollen Felsnadeln zu radeln, und dabei unseren Körper ausruhen. Mit ein paar Kastanien auf dem Feuer und einer guten Flasche Jungwein. Es wird also zu einer ruhigen Auszeit eingeladen, vielleicht Hand in Hand mit den Menschen, die wir lieben, und wir können ihnen zuflüstern: „Lass uns den Blättern beim Herabfallen zusehen.“
michil costa